Stimmungstief: Gedankenspirale
Ich möchte in diesem Eintrag etwas persönliches loswerden. Ein Stimmungstief, was ich vor etwa einem Jahr erlebt habe und worüber ich jetzt rückblickend viel nachdenke. Es mag sein, dass meine Schilderungen nicht immer sehr einsichtsvoll gestaltet sind und dass Details fehlen oder objektiv gesehen einfach nicht so gewesen sein können, aber das macht nichts.
Ich teile diese Geschichte mit euch, weil ich sie nicht für mich behalten möchte. Sie soll nicht komplett in Vergessenheit geraten. Vielleicht kann ich ja einige Leser und Leserinnen zum Nachdenken anregen, oder zumindest für ein wenig Unterhaltung sorgen. Naja, viel Spaß beim Lesen!
NuraKaber
Vor einem knappen Jahr ging es mir nicht immer gut. Seelisch, meine ich. Ich war ein paar Monate in einer Beziehung gewesen, die ziemlich plötzlich zu einer Fernbeziehung wurde. Tagsüber, also während ich meinen Freiwilligendienst geleistet habe, hat eigentlich alles irgendwie geklappt. Ich war zwar oft unglaublich müde, aber die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und auch meinem Team hat mir echt gut gefallen. Die Freude über eine gelungene Show oder eine tolle Atmosphäre wärend den Proben haben mich wirklich über Wasser gehalten.
Nach den Arbeitszeiten sah das alles wieder komplett anders aus. Ich habe mich fast ausnahmslos immer in mein Zimmer zurückgezogen. Alleine mit meinen Gefühlen und Gedanken, ging für mich immer wieder dieselbe Abwärtsspirale los: Ich analysierte und (über-)interpretierte alles, was man mir gesagt oder geschrieben hat. Ich habe versucht, mich durch Musik oder Videos zu unterhalten um auf andere Gedanken zu kommen. Das hat gut funktioniert, bis zu dem Zeitpunkt, an dem es nichts Neues mehr zu sehen oder zu hören gab und es Zeit fürs Bett gewesen wäre. Das war das Stichwort für meine dunklen Gedanken, sich wieder einzuschalten und mir keine Ruhe zu lassen. Ich weiß nicht wieviele Stunden ich einfach nur da gesessen oder gelegen habe, dem WG-Leben zugehört habe und meine Gedanken immer wieder um dieselben Themen gekreist sind. Was ist mit dem Studium? Was passiert, wenn mein Jahr hier vorbei ist und ich wieder zuhause lebe? Was, wenn ich das mit der Fernbeziehung nicht schaffe? Was denken alle anderen darüber?
Mir war irgendwie bewusst, dass ich diese Spirale nicht ewig weiter verfolgen sollte. Ich wusste, dass ich mit jedem meiner Mitbewohner hätte sprechen können und doch habe ich mich nicht... getraut? Ich erinnere mich noch, dass ich mir nichts lieber gewünscht hätte, dass sich jemand nach mir erkundigt und mir 'ne Umarmung gibt. Aber ich wollte auch niemandem mit meinem Unsinn belasten also habe ich es gelassen. Nach Außen scheint dieses Gefühlschaos ja nicht wirklich gedrungen zu sein, sonst wäre da sicherlich mehr an Reaktionen gekommen. Naja.
Stattdessen habe ich angefangen, Tagebuch zu schreiben und habe versucht, meine Gefühlen, Ängsten und Gedanken in Worte zu fassen. Ich fand es unglaublich schwer, alles aufzuschreiben, habe aber mit jedem Eintrag gemerkt, wie sehr es mich beruhigt hat.xxx
Jetzt, ein Jahr nachdem dieses innere Chaos angefangen hat, kann ich sagen, dass ich darüber irgendwie hinweg bin. Die Beziehung ist beendet und ich habe diesbezüglich meine Lernerfahrung gehabt. Ich mache mir zwar immer noch viel zu viel Gedanken, aber ich kann das alles mittlerweile ein wenig besser von mir selbst distanzieren. Ich schreibe immer noch Tagebuch, allerdings seltener als damals. Mittlerweile kommentiere ich fast alles auf selbstreflexive und ironisch-kritische Weise, weil ich gemerkt habe dass es mir hilft.
Ich bin noch dabei, einen Punkt hinter diese Erfahrungen zu setzen. Ich weiß noch nicht genau, was ich noch alles aus der ganzen Sache hätte lernen können oder sollen. Was ich allerdings weiß, ist, dass ich in der Lage bin, aus einem Stimmungstief irgendwie herauszukommen, wenn ich nur genügend Zeit dafür habe.
NuraKaber
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